Wozu brauchen wir einen „digitalen Euro“?
“Die ganze Woche”, KW 18/2025
EZB-Chefin Christine Lagarde ist sichtlich stolz: Ab Oktober soll er in der EU endlich kommen, der „digitale“ Euro! Der Alltag soll damit viel praktischer werden, es soll eine Ergänzung zum Bargeld werden. Ausgeben werden ihn nicht mehr die Nationalbanken, die bisher über das Geld wachten, sondern eben die EZB. Auf deren Website wird angepriesen, dass er „sicher“ sei und „die Privatsphäre“ schütze. Man könne damit elektronisch im gesamten Euroraum zahlen, auch mit Handy und Karte.
Doch eigentlich haben wir das alles ja schon: Kreditkarten, Bankkarten, bezahlen mit Handy, alles rein elektronisch – das alles gibt es in Ergänzung zum Bargeld. Und auch dabei ist die Privatsphäre gut geschützt, nämlich durch die privaten Banken.
Nicht erwähnt wird, was der digitale Euro sonst noch alles möglich macht. Es handelt sich nämlich nicht um richtiges Geld, sondern es ist programmiert. Man kann ihm etwa ein Ablaufdatum verpassen oder es für bestimmte Zwecke binden, wie ein Gutschein. Will man etwa die Wirtschaft ankurbeln, ergänzt die EZB ein Ablaufdatum, damit die Leute ihr Geld rasch ausgeben und nicht auf ein Sparbuch legen. Oder die EU will das Klima schützen und es wird zu viel Fleisch gekauft oder getankt, dann kann man das Geld dafür sperren oder limitieren. Man kann all das zentral steuern.
Das kann man natürlich als unrealistisches Horrorszenarium abtun - würde es nicht bereits praktiziert: In China gibt es bereits seit Jahren ein „Sozialkreditsystem“. Wer sich nicht wohlverhält und etwa das Regime kritisiert oder Müll auf die Straße wirft, dem wird der Zugang zu seinem Geld gesperrt. Das chinesische Beispiel wurde auf einer Tagung des World Economic Forum bei Anwesenheit Lagardes vom Finanzexperten Richard Werner als Negativbeispiel genannt, was man mit diesem Instrument des digitalen Geldes als Staat oder Behörde alles machen kann. Von der Gefahr von Hackern noch gar nicht gesprochen.
Umso mehr stellt sich angesichts all dieser Missbrauchs-Möglichkeiten die Frage: Wer braucht den digitalen Euro? Freie Bürger jedenfalls nicht.