Es gibt viele Gründe, Frieden zu schließen

Die ganze Woche, 12.12.23

 Vor einigen Tagen steuerte das ukrainische AKW Saporischschja auf einen schweren Reaktorunfall zu. Der Strom fiel aus, Notstromaggregate mussten einspringen, um eine Kernschmelze und damit eine nukleare Katastrophe zu verhindern. Es ist bereits das achte Mal. Das AKW wurde zwar vom Netz genommen, braucht für die Kühlung der Brennstäbe aber Strom. Ein Reaktorunfall würde nicht nur die Ukraine, sondern auch uns betreffen. Man erinnere sich an Tschernobyl.
Der Krieg hat noch andere Auswirkungen. So stiegen weltweit die Preise für Getreide und Kunstdünger stark an. Die Ukraine war in beiden Bereichen führend. Betroffen sind vor allem die ärmsten Länder in Afrika. Dortige Hungerkrisen und Engpässe werden durch den Preisanstieg und die Knappheit dramatisch verschärft.

Vor allem aber leiden die Menschen in der Ukraine selbst. Die Heimat gegen einen Angriff verteidigen zu müssen, ist verständlich. Aber auf jeden Krieg muss der Frieden folgen, nach dem sich die Menschen letztlich sehnen. Es braucht irgendwann die Bereitschaft, zu verhandeln. Selbst wenn man sich in manchem dem Diktat des Siegers beugen muss. Denn wie kann man in einem Land leben, in dem permanent Krieg herrscht? Das völlig zerstört ist und womöglich noch atomar verseucht?

In der Ukraine gibt es für Präsident Wolodymyr Selenskyj immer mehr Gegenwind. Der Ruf nach Verhandlungen mit Russland, auch wenn dies bitter ist, wird lauter. Selenskyjs früherer Verbündeter und Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, kritisierte ihn kürzlich öffentlich und warnte vor einem „Autoritarismus Selenskyjs“. Der Präsident habe alle Macht an sich gerissen. Der Armeechef der Ukraine stellte sich ebenfalls gegen ihn uns sprach von einer „Pattsituation“, ein Sieg wäre also nicht zu erreichen. Die Gegenoffensive, von der man sich so viel versprochen hatte, sei gescheitert.

In der Ukraine würden die „westlichen Werte“ verteidigt, heißt es. Aber ist dies jedes Opfer wert? Muss dafür jede Katastrophe in Kauf genommen werden? Es gibt hingegen viele Gründe, auf Frieden hinzuarbeiten. Gerade zu Weihnachten.

 

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