Die Schlacht um Wien

erschienen in: Cato 4/2025

Es gibt Jahreszahlen, die für ein Land schicksalhaft sind. Für Österreich ist es das Jahr 1683. Damals erlitt Wien - nach jenem von 1529 - einen neuerlichen Ansturm des Osmanischen Heeres, den man erfolgreich zurückschlagen konnte. Am äußersten Ostrand der Alpen, am Kahlenberg im Wienerwald, entschied sich nicht nur das Schicksal Wiens und Österreichs, sondern ganz Europas und des christlichen Abendlandes. Und nun sollte auf dem Kahlenberg ein Denkmal für den Helden von 1683 errichtet werden: den polnischen König Jan Sobieski.

Doch in einer Stadt, in der ein riesiges Bauwerk nach Karl Marx benannt ist, es einen Friedrich-Engels-Platz gibt und an Josef Stalin noch immer eine Gedenktafel erinnert, weil er einmal in Wien weilte, darf es keine Statue für Jan Sobieski geben.

Das Argument der Stadtregierung: Das Denkmal würde womöglich als „Bühne für ausländerfeindliche Hetze“ dienen. Man würde damit „islamfeindliche und antitürkische Ressentiments schüren“, meinte die zuständige sozialdemokratische Kulturstadträtin. Sie hatte seit Jahren ein derartiges Denkmal versprochen, geworden ist es jedoch nur ein Sockel mit einer Inschrift, die schlicht die historische Realität leugnet: Es ist dort die Rede von einem „Kulminationspunkt im Ringen zweier Imperien“. Es waren jedoch allein die Osmanen, die einen brutalen Eroberungsfeldzug weitab ihres angestammten Territoriums unternahmen. Man stelle sich diese Argumentation im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg vor!

Die Empörung über diese Entscheidung war nicht nur bei der Opposition groß. Auch der polnische Botschafter legte Protest ein, er betrachtet dies als Brüskierung seines Landes.

Ganz anders wird das Gedenken von so manchem (linken) Zeithistorikern gewertet. So heißt es auf der Homepage des Heeresgeschichtlichen Museums: „Populistische Politik und ausländerfeindliche Aktivisten gedenken bis heute der Zweiten Türkenbelagerung und des Türkensiegs vom 12. September 1683. (…) Nach ,nine-eleven‘ 2001 dient das 1683-Gedenken der Neubegründung des Feindbildes Islam.“

Nicht nur die Populisten, auch die katholische Kirche bekommt ihr Fett ab: Es wird kein Geringerer als Papst Johannes Paul II. kritisiert, weil sein erster Wien-Besuch just im Jahr 1983 stattfand. Der Papst erwähnte die Türken damals zwar mit keinem Wort, doch den Historiker stört offenbar, dass dieser von einem „vom Christenglauben geeinten Europa vom Atlantik zum Ural“ gesprochen hatte – gemünzt auf den Kommunismus.

Es passt zur bis heute währenden Austromarxistischen Tradition der Wiener SPÖ, dass man hier einen Kulturkampf inszeniert. In Wahrheit schielt man auf die große Wählergruppe der Austro-Türken, die von der SPÖ seit vielen Jahren umworben wird. Und die Muslime sind in Wien auf dem Vormarsch – heute ganz friedlich: Muslimische Schüler stellen mittlerweile mit 41 Prozent die größte Religionsgemeinschaft.

Wie sagte der türkische Präsident? Die Eroberung Europas erfolge heute nicht mit dem Schwert, sondern mit den Bäuchen der Frauen.

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