Bomben Hamstern Überleben

Molden Verlag

ISBN 3-85485-126-X
2005, 259 Seiten


Inhalt

Das Jahr 1945 war ein Schicksalsjahr. Es war geprägt vom Kampf ums Überleben. Die Bombenangriffe wurden immer häufiger, in Ostösterreich tobten heftige Kämpfe. Dann war endlich Friede! Bei vielen Österreichern entstand allerdings keineswegs der Eindruck „befreit“ worden zu sein, sondern daß bloß ein Übel das andere abgelöst habe.
Trotz all der Not, der Sorgen und der Besatzung des Landes kehrte langsam wieder so etwas wie Normalität ein. Viele verfielen nach all den dunklen Jahren geradezu in eine Lebensgier. Die Kabaretts und Kinos waren überfüllt, die Menschen wollten endlich wieder lachen. Es begann ein neues Leben, was zurücklag, wollte man so rasch wie möglich vergessen.

 

 

Rezensionen

 

“Diese Ausgewogenheit und der von der Autorin gewohnte Verzicht auf vordergründige Polemik machen dieses Buch zu einem der besten des Gedenkjahres.”

Conrad Seidl, Der Standard

 
 

Dass die Historikerin und Journalistin Gudula Walterkirchen einer offenen, aber eher konservativen Weltsicht zuneigt, hat sie bereits mit Biographien über Engelbert Dollfuß und den Heimwehrführer Ernst Rüdiger von Starhemberg bewiesen. Außerdem hat sie sich, aufgrund Einheirat milieukundig, mit dem Thema "Blaues Blut in Österreich" auseinandergesetzt. Ihr Bericht über das "Schicksalsjahr" 1945 (mit einem Nachwort von Ludwig Steiner) ist freilich kenntnisreich, gut geschrieben und integriert sehr geschickt persönliche Erfahrungsberichte von Zeitzeugen, offenbar vorrangig aus der Literatur (etwa aus den Publikationen des Instituts für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und seiner "Lebensgeschichtlichen Dokumentation"). Die Bombenangriffe, das "Hoffen auf die Amerikaner und die "Angst vor den Russen", die Plünderungen und die Anarchie im Sicherheits-Vakuum des Regimewechsels werden ebenso behandelt wie die Realitäten des "Hamsterns", des Schwarzmarktes, die Entnazifizierung, die Demontagen und die Entstehung und Durchsetzung der provisorischen Regierung Renner. Ein besonderes Anliegen ist der Autorin die Rolle der Frauen. Unbefangen erörtert sie die (offenbar auch erotische) Attraktivität der siegreichen Amerikaner - im Gegensatz zu den als Vergewaltigern gefürchteten russischen Besatzern. Ohne hier beschönigen zu wollen: es fällt in diesem Buch doch immer wieder auf, dass die Autorin der sowjetischen Seite besonders kritisch gegenüber steht - bezeichnenderweise wird von ihr auch nicht vermerkt, dass die so genannte "Mühlviertler Hasenjagd" vor allem aus dem KZ Mauthausen entsprungene Russen betraf.Im ganzen ein informatives und brauchbares Buch. Kleine Schludrigkeiten wie die Nicht-Identifikation der als Quelle genannten "Gespräche und Interviews mit Zeitzeugen" seien verziehen. Ludwig Steiners Beitrag verwechselt allerdings den 2. Mai 1945 mit dem 2. September 1944 - das hätte der Hauptautorin auffallen müssen.

Robert Schediwy, Bücherschau

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Blaues Blut für Österreich